FG-Treffen am 17./18.02.2023: Erstes Treffen der Fachgruppe Informatik- und Computergeschichte 2023
mit Vorträgen und Exkursionen zu örtlichen Computermuseen
Website der Veranstaltung
Veranstaltungsort
Universität BonnAbteilung Medienwissenschaft
Lennéstraße 1
53113 Bonn, Deutschland
Beschreibung
Die Fachgruppe Informatik- und Computergeschichte trifft sich nach der Neuwahl der Sprecher zum ersten mal. Auf der zweitätigen Veranstaltung wird es Vorträge zu Projekten von FG-Mitgliedern, Diskussionen zur Ausgestaltung und Planungen der FG-Arbeit sowie Exkursionen ins "Arithmeum" und das die KI-Ausstellung des "Deutschen Museums" geben.
Wir bitten um Anmeldung per E-Mail!
Der Ort des Fachtreffens:
Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
Abteilung Medienwissenschaft
Lennéstraße 1, 53113 Bonn
Raum 2.002
Programm
(Für die Musemsbesuche am Freitag und Samstag bitte unbedingt eine FFP2-Maske mitbringen!)
Freitag, 17.02.:
14:00 Uhr: Zusammentreffen in der Abteilung Medienwissenschaft
14:15 Uhr: Begrüßung durch die FG-Sprecher und Prof. Dr. Jens Schröter (Uni Bonn)
14:30 Uhr: Prof. Dr. Michael Engel: "Reproduzierbarkeit von Forschungsergebnissen im Bereich Systemsoftware: eine Fallstudie"
15:10 Uhr: Prof. Dr. Georg Rainer Hofmann: "'Globale Provinz' – Filmprojekt zur Entdeckung und Besiedlung der digitalen Welt"
16:00 Uhr: gemeinsamer Besuch des Arithmeums und des Artithmeum-Schaudepots
19:00 Uhr: gemeinsames Abendessen
Samstag, 18.02.:
10:00 Uhr: Besprechung der Fachgruppe Informatik- und Computergeschichte
11:00 Uhr: Eva Kudraß & Klemens Krause: "Konrad Zuses Z1 im Deutschen Technikmuseum. Kann der Nachbau des ersten Computers wieder lauffähig gemacht werden?"
11:40 Uhr: Nadezhda Povroznik: "Evolution of the Museums on the Web: Bridging the Past and the Future" (englisch)
12:10 Uhr: Dr. Dr. Stefan Höltgen: "Paperware (Preservation)"
13:00 Uhr: gemeinsames Mittagessen
14:00 Uhr: gemeinsamer Ausflug ins Deutsche Museum Bonn zur Besichtigung der Ausstellung „Mission KI“
Abstracts zu den Vorträgen
Prof. Dr. Michael Engel: "Reproduzierbarkeit von Forschungsergebnissen im Bereich Systemsoftware: eine Fallstudie"
Trotz des rasanten Fortschritts der Technik in der Informatik sind viele Ideen auch lange Zeit nach ihrer ersten Veröffentlichung noch – oder wieder – relevant. Ein Blick auf das berühmte "neu erfundene Rad" ist aber gerade in diesem Kontext wichtig, um aus vergangenen Erfahrungen lernen zu können, was in der Informatik doch häufig vernachlässigt wird. Dieser Vortrag nimmt Sie mit auf eine Reise in die Mitte der 1990er Jahre. Damals war die heutige Dominanz von x86-basierten Systemen nicht so ausgeprägt wie heute und Forschung wie auch Industrie experimentierten mit neuen Ansätzen auf Hard- und Software-Ebene. Wir betrachten hier eine Idee, die von Jochen Liedtke, bekannt durch den an der GMD entwickelten L4-Mikrokern, in seiner Dissertation beschrieben wurde. Liedtkes Konzept der "guarded page tables" (GPT) ermöglicht Speicherabbildung und Schutz mit feiner Granularität. GPTs wurden in frühen L4-Versionen für MIPS- und Alpha-Systeme implementiert, haben aber bisher keine weitergehende Verbreitung gefunden. Systeme mit neuen Byte-adressierbaren persistenten Hauptspeicherbausteinen könnten allerdings von einer solchen feingranularen Speicherverwaltung profitieren, um Speicherschutz und -abbildung auf Objekt- statt auf Seitenebene realisieren zu können. Diese Arbeit begann mit der Idee, als Grundlage für neue Speicherverwaltungsmechanismen Liedtkes Arbeiten zu GPTs auf MIPS-basierten Computersystemen zu reproduzieren. Daraus resultierten eine Reihe von – teils unerwarteten – Problemen, die auch über diese Fallstudie hinaus von Interesse sind. Wir beschreiben die im Rahmen des Projektes aufgetretenen Probleme und stellen einige Lösungsansätze zur Diskussion.
Prof. Dr. Georg Rainer Hofmann: "'Globale Provinz' – Filmprojekt zur Entdeckung und Besiedlung der digitalen Welt"
Vor etwa einem Jahr erschien die Publikation „Globale Provinz – Entdeckung und Besiedlung der digitalen Welt 1980 bis 2020“, an der auch viele Protagonisten aus dem Umfeld der GI mitgearbeitet haben. Es gibt Beiträge von: Wolfgang Alm, Bernd Becker, Christof Blum, Ralf Cordes, Peter Egloff, José Luis Encarnação, Lucia Falkenberg, Andreas Hufgard, Andreas Kindt, Richard Knapp, Günter Koch, Detlef Krömker, Guerino Mazzola, Radu Popescu-Zeletin, Olaf Reubold, Gerd Rossbach, Gerd Schürmann, Hans-Georg Stark, Harald Summa, Rainer Thome, Thomas Wolf, Ruben Zimmermann, und ein Geleitwort von Alexander Rabe. Dieser Bericht vom Werden unserer Informationsgesellschaft basiert auf den Erinnerungen von Personen, die in circa 40 Jahren den Wandel des privaten, beruflichen und öffentlichen Lebens wesentlich mitgeprägt haben. Es wird ein komplexes Bild der technischen, ökomischen, sozio-politischen, und auch ethisch-philosophischen Hintergründe und Herausforderungen gezeichnet. Noch leben viele der Protagonisten der Internet-Pionierzeit und der Offenen Systeme. Es sollte eine Video-Dokumentation im Talking-Heads-Format und Aufnahmen von damaligen Orten und Events angegangen werden.
Nadezhda Povroznik: "Evolution of the Museums on the Web: Bridging the Past and the Future" (englisch)
About 25 years ago World Wide Web opened up enormous opportunities for museums to find new ways to interact with the public and to share their treasures, knowledge, and expertise online. Experiments with this innovative environment went through failures and successes. During this time, museum websites evolved significantly. Therefore, it is crucial to trace the changes to see the dominant trends in their development, to understand their current state, and to forecast further development. The presentation will cover some aspects of the research of museums on the web using case studies from the German museum landscape.
Eva Kudraß & Klemens Krause: "Konrad Zuses Z1 im Deutschen Technikmuseum. Kann der Nachbau des ersten Computers wieder lauffähig gemacht werden?"
Konrad Zuses baute in den 1980er Jahren seinen Computer Z1 für das Deutsche Technikmuseum nach. Sein Nachbau war prinzipiell funktionsfähig, aber beim Rechnen verklemmten sich die Schaltbleche zunehmend und seit Zuses Tod 1995 galt die Maschine als nicht mehr reparierbar. Im August 2022 starteten die Referenten mit der ersten Phase eines längerfristig angelegten Projekts zur Dokumentation, Reparatur und – idealerweise – funktionsfähigen Restaurierung des Z1-Nachbaus. Im Vortrag werden die Ergebnisse der Ist-Zustand-Analyse sowie erste Zwischenergebnisse zum Speicher der Z1 vorgestellt und Planungen für das weitere Vorgehen aufgezeigt.
Dr. Dr. Stefan Höltgen: "Paperware (Preservation)"
Im technik-, computer- und informatikhistorischen Kontext wird neben der Hardware und Software auch die Paperware zu einem immer wichtigeren Objekt der Bewahrung. Dabei handelt es sich jedoch um weit mehr als nur Handbücher, Schaltpläne und Patente. Es existiert eine große Bandbreite von ephemerer, grauer und "dunkelgrauer" Literatur, die die Indiviual-, Sozial- und Technikgeschichte der Computer und ihrer Nutzung illustriert und mitschreibt. Papier gerät im Computerzeitalter zu einem hybriden Speichersubstrat, zu einem Kommunikationsmedium und einem Datenträger, der Menschen mit Menschen und Maschinen verbindet und daheraus medienwissenschaftlicher, kommunikationswissenschaftlicher und informatikdidaktischer Perspektive interessante Eigenschaften besitzt. Seine adäquate Bewahrung muss deshalb auch über das bloße Scannen von Papierquellen hinausgehen. Der Vortrag diskutiert einen Begriff von "Paperware", stellt einige Objekte vor und benennt Ansätze für deren computerarchäologische und epistemologische Bestimmung sowie davon ausgehende Anfordernungen an die "Paperware Preservation".